Bambusstoffe
In den vergangenen Jahren hat sich ein regelrechter Bambus-Boom in der Textilindustrie entwickelt, der auf Umweltfreundlichkeit abzielt. Die Bekleidungsbranche steht seit einiger Zeit in der Kritik als einer der größten Umweltverschmutzer. Die Vorwürfe reichen von Wasserverschwendung bei Baumwollanbau über Mikroplastik durch Synthetikfasern bis zur chemischen Kontamination bei der Produktion von Viskose. Zudem führt die Überproduktion von Kleidung zu erheblichen Mengen an Textilmüll.
In diesem Kontext wächst der Ruf nach Recycling, nachhaltiger Produktion und umweltfreundlichem Anbau von Grundstoffen wie Baumwolle oder Holz. Bambus wird dabei von vielen Umweltaktivisten in der Bekleidungsindustrie als vielversprechende Option betrachtet. In diesem zweiten Teil unserer Serie über BAMBUS werden die Attraktivität dieser Faser und ihre möglichen Vorteile gegenüber anderen Garnen näher betrachtet. Die allgemeinen Eigenschaften sowie Vor- und Nachteile wurden bereits im ersten Teil vorgestellt.
Bambus hat in jüngster Zeit sowohl in der Modebranche als auch in alltäglichen Textilien wie Bettwäsche, Handtüchern und Bademänteln erhebliche Aufmerksamkeit erregt. Bei Bambusstoffen handelt es sich um die perfekte Wohlfühlfaser handelt, die nicht nur wunderbar weich und farbstabil ist, sondern auch außergewöhnlich temperaturausgleichend wirkt - kühlend im Sommer und wärmend im Winter.
Das Augenmerk liegt bei Bambus auf potenzieller Umweltfreundlichkeit in Verbindung mit einer luxuriös weichen Textur, einem schönen Fall und vielen anderen positiven Eigenschaften. Doch was macht Bambus wirklich so besonders, und halten Textilien aus diesem Material wirklich, was zahlreiche Werbetexte versprechen? Tatsache ist: Während Bambus in asiatischen Ländern seit vielen Jahrhunderten genutzt wird, hat die westliche Welt die außergewöhnlichen Eigenschaften dieses Gewächses erst vor relativ kurzer Zeit entdeckt.
Ökologische Vorteile von Bambus
Wie bereits erwähnt, weist Bambus gegenüber anderen Grundfasern wie Holz (Viskose) oder Baumwolle einige immense Vorteile auf. Es gibt über 1.500 verschiedene Bambusarten, was ihn an verschiedene Klimazonen anpassungsfähiger macht als die meisten anderen Hölzer. Zusätzlich kann er auf über 70 Prozent der Landfläche der Erde wachsen. Bambus ist äußerst robust und aufgrund seiner schnellen Wachstumsrate eine der am schnellsten erneuerbaren Ressourcen der Erde. In vielen ländlichen Gebieten, in denen die wirtschaftliche Entwicklung begrenzt ist, ist Bambus reichlich vorhanden und kann einen sozialen Nutzen bringen. Die Erforschung und Entwicklung von weiteren Möglichkeiten zur Nutzung von Bambus ermöglicht es ländlichen Gebieten, ihre Kultur und Lebensweise zu bewahren und gleichzeitig ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern.
Vielseitig einsetzbar
Die Vielseitigkeit von Bambus zeigt sich in seiner Verwendung für Nahrung (Bambussprossen), Bauwesen (Gerüstbau und Baumaterial), Viskosefaser für Textilien sowie für strapazierte Gegenstände wie Schutzhelme, Skateboards oder Schienbeinschützer im Fußball. Bambus dient auch als Nahrung für vom Aussterben bedrohte Riesenpandas, für handgefertigte Produkte wie Körbe und Matten, Zäune, Dächer, Fußböden und verschiedene Zutaten in der chinesischen Medizin.
Bambus für Kleidung – positive Eigenschaften
Bambus eignet sich hervorragend als Material für Kleidung. Aufgrund seiner Hohlfaser verfügt es über ungewöhnliche Atmungsfähigkeiten. Die Faser ist mit Mikrolücken und Mikrolöchern gefüllt, was eine deutlich bessere Feuchtigkeitsaufnahme und Belüftung ermöglicht als bei anderen Fasern.
Komfort
Kenner von Bambustextilien attestieren der Faser den »Glanz von Seide« und die »Weichheit von Kaschmir«. Tatsächlich ist Bambusbekleidung bequem, äußerst atmungsaktiv, feuchtigkeitsableitend, schnell trocknend und temperaturregulierend. Bambusgewebe ist zudem antistatisch und eher vergleichbar mit Wolle als mit synthetischen Fasern wie Nylon oder Polyester.
Antibakteriell
Bambus ist von Natur aus antibakteriell aufgrund eines Biowirkstoffs namens »Kun«, der das Bakterienwachstum auf der Faseroberfläche verhindert. Bambus produziert diesen Wirkstoff auch nach zahlreichen chemischen Verarbeitungsschritten, wodurch Bakterien gemieden werden und die Bildung unangenehmer Gerüche verhindert wird. Dadurch entfällt die Notwendigkeit einer antimikrobiellen chemischen Behandlung, die allergische Reaktionen auslösen kann und umweltschädlich ist. Dies bedeutet auch, dass Bambustextilien weniger häufig gewaschen werden müssen, was Energie spart und die Lebensdauer der Kleidung verlängert.
Temperaturregulierung
Die Bambusfasern nehmen deutlich mehr Feuchtigkeit auf und trocknen schneller als Baumwolle. Bei warmem, feuchtem Wetter klebt Bambusbekleidung nicht auf der Haut. Sie hält den Körper trockener und wirkt bei zu großer Hitze auch kühlend.
Hypoallergen
Bambus ist von Natur aus hypoallergen – bei empfindlichen Personen kommt es seltener zu allergischen Reaktionen.
Knitterresistent
Bambuskleidung weist von Natur aus eine höhere Knitterresistenz auf als Baumwolle. Nach dem Waschen ist eventuell noch Bügeln erforderlich. Jedoch lässt sich Bambusgewebe bei deutlich niedrigeren Temperaturen als Baumwolle bügeln und behält bei feiner Verarbeitung fast die gleiche Eleganz wie Lycra oder Seide. Das Schrumpfen während des Waschens und Trocknens ist bei niedrigen Temperaturen minimal. Eine Methode, um die durch das Schleudern in der Waschmaschine entstandenen wenigen Falten zu beseitigen, besteht darin, die Wäsche lediglich zwei bis fünf Minuten lang in den Trockner zu legen. Entscheidend ist jedoch, dass die Bambuswäsche dann an der frischen Luft auf einer normalen Wäscheleine fertig getrocknet wird.
Farbecht
Bambus nimmt organische und natürliche Farbstoffe schneller und gründlicher auf und benötigt dabei weniger Farbstoff als Baumwolle, Modal oder Viskose (Rayon). Die Farbe auf Bambusfasern bleibt auch nach wiederholtem Gebrauch oder Waschen lebendiger und erfordert im Gegensatz zu Baumwolle keine Nachbehandlung.
Pflegeleicht und energieeffizient
Bambus ist problemlos in kaltem Wasser (maximal 40 Grad) maschinenwaschbar. Der Einsatz umweltschädlicher und gesundheitsschädlicher Weichspüler ist weder notwendig noch empfohlen.
Bambus ist daher leicht anzubauen, äußerst robust und schnell nachwachsend. Es schont Wasserressourcen, filtert deutlich mehr CO2 aus der Luft als normale Bäume und ist insgesamt anspruchslos. Als Textilfaser weist es ungewöhnlich positive Eigenschaften auf, ist kostengünstig und äußerst strapazierfähig. Trotzdem zögern einige, in den Lobgesang auf Bambus als ökologisches Wundermaterial einzustimmen. Insbesondere der Verarbeitungsprozess vom Bambusstamm bis zum Garn steht in der Kritik, da es sich in Wirklichkeit um einen Viskose-Verarbeitungsprozess handelt, bei dem der Einsatz aggressiver Chemikalien kaum vermieden werden kann.